Erster Südbahnhof / Erster Ostbahnhof
Die ersten Bahnhofsbauten auf dem Areal des im Dezember 2009 geschlossenen 3. Wiener Südbahnhofes wurden bereits Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet, nachdem der Bankier und Unternehmer Georg Freiherr von Sina 1836 um die Erlaubnis für Vorarbeiten an zwei Eisenbahnlinien ansuchte, die in den Osten und Süden führen sollten: die "Wien-Raaber Bahn" (Ostbahn) über Bruck an der Leitha nach Raab (Györ) und weiter nach Neu-Szöny (Uj Szönyi, heute Komárom) mit einer Abzweigung nach Pressburg (Bratislava) sowie die "Wien-Gloggnitzer-Bahn"(Südbahn) über Wiener Neustadt nach Gloggnitz.
Nach detailreichen Vermessungs- und Genehmigungsverfahren wurde eine große Fläche oberhalb des Schloss Belvedere, die sog. "Vor der Belvedere Linie", für die beiden Bahnhöfe festgelegt. Da die Gleise der Südbahnstrecke in Wien etliche Hauptverkehrswege wie die Laxenburger- oder Triester Chaussée kreuzen würden, wurden die Gleistrassen auf einem 7,6 Meter hohen Damm angelegt – eine Lösung, die auch beim Bau der beiden Folgebahnhöfe bis ins 20. Jahrhundert beibehalten wurde.
Mit dem Bau der beiden Bahnhöfe wurde 1839 begonnen, die Eröffnung des Gloggnitzer Bahnhofes fand 1841 statt, jene des Raaber Bahnhofes 1846. Bauherr war die "Wien-Raaber Eisenbahngesellschaft" von Sina, die 1842 in die "Wien-Gloggnitzer Eisenbahn Gesellschaft" umbenannt wurde. 1853 lag dann die Konzession für die Verlängerung nach Raab und Neu-Szöny vor.
Die beiden vom Architekten Mathias von Schönerer errichteten Kopfbahnhöfe standen in rechtem Winkel zueinander, waren durch Gleise verbunden und zentral zwischen den beiden Bahnhöfen befand sich das Betriebsgebäude mit Gaststätte, Verwaltungs- und Wohngebäude sowie einem Versammlungssaal. Schönerer errichtete die beiden Stationsgebäude im Stile der damaligen Monumentalbauten, die Betriebs- und Nutzbauten in Annäherung an die damalige spätklassizistische Formensprache.
Der Eingangsbereich des Gloggnitzer Bahnhofes war dem heutigen Schweizer Garten zugewandt, jener des Raaber Bahnhofes der heutigen Prinz-Eugen Straße. Betreten wurde der Gloggnitzer Bahnhof über eine repräsentative Eingangshalle an deren Stirnseiten sich die Fahrkartenschalter und gegenüber der Eingangstore der Stiegenaufgang zu den Gleisen befanden. Die Abfahrtshalle mit vier Gleisen war für jene Zeit außergewöhnlich großzügig dimensioniert (117 m lang, 33,5 m breit und 13,3 m hoch), die hölzerne Dachkonstruktion wurde mit Zugseilen verspannt, zahlreiche Fenster sorgten für ausreichend Licht.
Schon zwanzig Jahre nach Eröffnung der Südbahnstrecke war das Güteraufkommen so groß, dass eine Trennung der Anlagen zwischen Personen- und Güterverkehr vorgenommen werden mußte und in Matzleinsdorf ein dem Gloggnitzer-Bahnhof vorgelagerter Güterbahnhof errichtet wurde.
Aus militärisch-strategischen Gründen wurde schließlich von 1849 bis 1856, unweit der beiden Bahnhöfe das Arsenal errichtet, um damit einen raschen Transport von Truppen und Kriegsmaterial zu ermöglichen.
Erwähnenswert scheint auch, daß bereits 1851 eine über Viadukte geführte Verbindungsbahn zwischen dem damaligen Nordbahnhof und Südbahnhof errichtet wurde und nach 1870 in unmittelbarer Nähe zum Nordbahnhof ein Bahnhof auf dem Praterstern (heute "Wien Nord").